Amsterdam. Biographie einer Stadt

Das kleine Geheimnis eines mittelalterlichen Schuhs, gefunden im dunkelblauen Grachtenschlamm, der Aufstand der Frauen auf dem Begijnhof, das Tagebuch eines zutiefst verängstigten Paters während der Hungersnot von 1575, die Tragödie des Dienstmädchens Elsje Christiaens und der gefeierte Maler Rembrandt van Rijn, die Apokalypse des Bürgermeisters Coenraad van Beuningen, die Große Kälte von 1763 und der vergessene Mut von Wallie und Gijs van Hall.

Die meisten Menschen, die diese Buch bevölkern, schreibt Geert Mak, verschwanden in der Zeit. Ihre Geschichten kann niemand nacherzählen, „aber die stummen Zeugen all dessen, was geschehen ist, liegen immer noch im Boden verborgen. (…) Während auf der Straße der Alltag dröhnt, stehen unter der Erde und hinter den Fassaden noch immer die Stadtmauern, knarren noch immer die gotischen Balken von Klöstern, Mühlen und alten Kapellen, sind dort noch immer Unmengen von Schätzen und Tausende vergessener Namen verborgen“.

In diesem Buch führt Mak uns durch stuckgeschmückte und stimmungsvoll beleuchtete Gänge, durch die tiefen, tieferen und allertiefsten Schichten der hauptstädtischen Vergangenheit, von der ersten Siedlung um 1000 bis ins heutige Amsterdam, das vor großen Herausforderungen steht, etwa beim Umweltschutz und bei der Integration von Migranten.

Mak erzählt die atemberaubende Geschichte einer Stadt, die im Laufe der Jahrhunderte viele Gesichter gehabt hat. Wir lesen, wie die Große Geschichte – zum Beispiel die Zeit der Besatzung durch die Franzosen oder der Zweite Weltkrieg – die Hauptstadt berührt hat, aber auch von vergessenen Personen und Ereignissen, die kaum Spuren hinterließen. So berichtet Mak an einer Stelle, dass im Jahr 1928 in Amsterdam 1660 Anzeigen wegen öffentlicher Trunkenheit erstattet und 2013 Fahrräder gestohlen gemeldet wurden – unbedeutende Fakten, von denen man jedoch nicht genug bekommt. Und im Personenregister finden sich nicht weniger als 7 Verweise zu dem Namen Elsje Christiaens van Sprouwen, einem armen Dienstmädchen aus Dänemark, das im Frühling des Jahres 1664 zum Tode verurteilt wurde, weil sie ihre Zimmerwirtin ermordet hatte, von der sie erpresst wurde. Maks Buch ist in gewisser Weise auch eine Hommage an sie, eine der unscheinbaren Figuren der Geschichte.

Es ist, neben den mit viel Sachkenntnis beschriebenen großen Linien der Amsterdamer Historie, diese liebevolle Aufmerksamkeit für die kleinen Bruchstücke der Geschichte. die Geert Mak zu einem so unwiderstehlichen Erzähler machen und Amsterdam. Biographie einer Stadt zu einer unvergesslichen Exkursion in die Vergangenheit.

351 Seiten
Aus dem Niederländischen
von Isabelle de Keghel
Siedler Verlag
ISBN 3886806120 (vergriffen)

Taschenbuchausgabe:
btb
ISBN 9783442735150