Die Brücke von Istanbul. Eine Reise zwischen Orient und Okzident

Die Brücke von Istanbul beschreibt die Atmosphäre einer Stadt auf zwei Kontinenten, die durch eine Brücke verbunden sind. Das Buch erzählt Geschichten über die alte und die neue Türkei anhand von Begegnungen auf der Brücke, die den europäischen Teil Istanbuls mit dem asiatischen verbindet.

„Den Schirmverkäufer kann niemand so recht einschätzen.“ Es wäre ein wunderbarer Anfangssatz für einen Roman, aber diesem Schirmverkäufer wird es wohl nie vergönnt sein, als Romanfigur aufzutreten. Manche sagen, er sei reich und komme nur zur Brücke, weil er nicht zu Hause bei seiner Frau sein will. Aber es werden so viele Geschichten erzählt auf der Brücke, wo er sein Geschäft betreibt.

Geert Mak verbrachte 2006 viele Wochen auf der Galatabrücke, inmitten der Straßenverkäufer von Istanbul: dem Teebrüher, dem Buchhändler, dem Sohlenmann und den Jungen, die illegal Zigaretten verkaufen. Die meisten sind bitterarm und können sich kaum über Wasser halten. Sie leben von einem Tag zum anderen, von einer Stunde zur anderen. Alle haben sie ihre Sorgen, ihren Kummer, ihre Überlebensstrategien, ihre Träume, ihre eigene Geschichte.

Die Brücke, auf der diese Kleinsthändler ihr karges Brot zu verdienen suchen, ist eine Stadt in der Stadt. So wie überall gibt es Hierarchien, Solidarität und Neid, es gibt Angst, Trauer und Freude. Tagein tagaus hält sich Mak bei ihnen auf und lauscht dem, was sie zu sagen haben, über Meinungsfreiheit, über den Islam und den Westen, über Kopftücher und die Emanzipation der Frau, über Ehre und Blutrache. Zusammen ergeben diese Geschichten ein Bild einer komplexen Gesellschaft, der Stadt Istanbul, einem Schmelztiegel, in dem zehn Millionen Menschen zusammenleben: muslimische Menschen, armenische, jüdische, griechische, westliche, liberale Städter und Leute, die ihre abgelegenen Dörfer verlassen haben, um in der Stadt ihr Heil zu suchen, Klebstoffschnüffler und  sehr Reiche, Mädchen mit gepierctem Bauchnabel in schwindelerregenden Miniröcken und vom Scheitel bis zur Sohle verschleierte Schönheiten.

Die Geschichten der Straßenverkäufer verbindet Mak mit der Geschichte der Brücke, und so auch mit der Geschichte Istanbuls. Früher war die Stadt einmal das Herz eines mächtigen, großen Imperiums, doch im zwanzigsten Jahrhundert entwickelte sich das traditionelle, multi-ethnische, multireligiöse Osmanische Reich zu einem modernen, säkularen Staat, und Istanbul veränderte sich mit. Nun ist sie, wie Mak es ausdrückt, eine Stadt, die „weitgehend von ihrer eigenen Geschichte abgeschnitten ist“.

Die Brücke von Istanbul verbindet Gegenwart und Vergangenheit, indem das Buch diese Geschichte erzählt.

Die niederländische Ausgabe von Die Brücke von Istanbul wurde in einer Rekordauflage von 890.000 Exemplaren gedruckt. Weil das Buch von Istanbul handelt, beschloss die Stiftung für die Förderung des niederländischen Buchs, diesmal auch eine türkische Ausgabe zu veranstalten. Die deutsche Übersetzung erschien ebenfalls im Jahr 2007.

Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke
126 Seiten
Pantheon
ISBN 9783570550403