Die Niederlande: von einer Vertrauensgesellschaft zu einer Misstrauensgesellschaft

'Aus einem Land voller Sicherheiten ist ein Land von Unsicherheiten geworden,’ sagt Geert Mak in ein Gespräch mit Rolf Brockschmidt in Der Tagesspiegel. 'Das mögen die Niederländer gar nicht.' 

Es ist sehr merkwürdig mit den Niederlanden, vor allem, wenn man aus dem Ausland zuschaut. Es ist eigentlich ein Land, dem es ziemlich gut geht. Natürlich gibt es Probleme, gibt es Sorgen, vor allem die älteren Menschen sorgen sich um die Rente, die Pflege und die Mieten, aber im Großen und Ganzen ist es ein ordentlich und gut geregeltes Land. Und dennoch hängt ein großer Schleier von Sorgen und Unfrieden über dem Land. Ich kann das nur so erklären.  Niederländer können sich sehr gut schnell anpassen, das war schon immer so. Als in den 80er Jahren die Welle des Marktdenkens über die westliche Welt, auch über Europa schwappte, der Neoliberalismus, der Neokapitalismus und die Neoglobalisierung, waren die Niederländer blitzschnell dabei und das passte sehr gut zu unserem Charakter. Allerdings wurde hierfür auch sehr schnell ein hoher Preis gezahlt. Zahlreiche Staatseinrichtungen wurden ganz oder teilweise privatisiert, Menschen mit festen Arbeitsverträgen haben diese massenhaft verloren. Der bis in die 80er Jahre gewiss solide Versorgungsstaat wurde vollkommen umgebaut. Aus einem Land voller Sicherheiten ist ein Land von Unsicherheiten geworden. Das mögen die Niederländer gar nicht. Die Niederlande sind innerhalb weniger Jahrzehnte von einer Vertrauensgesellschaft zu einer Misstrauensgesellschaft geworden  und – verrückt genug, war es in erster Linie der Staat, der dem Bürger misstraute. Mit den Privatisierungen ist überall eine enorme Managementkultur entstanden, in der alles in Zahlen ausgedrückt wird, in der nur noch in allen möglichen Bereichen der finanzielle Wert gesehen wird. Vor allem in der Mittelklasse fühlen sich viele Menschen dadurch erniedrigt und verärgert. Und das ist gerade von Parteien umgesetzt worden, denen sie gefolgt waren, vor allem von den Sozialdemokraten. Viele Menschen fühlen sich als Opfer der Parteien, die sie immer gewählt haben, aber sie kennen keine Alternative. 

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